Vom Abschied nehmen


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Der Koch zauberte an unserem letzten Morgen in Kas ein herrliches Rührei mit Zwiebeln und Tomaten auf den Tisch, dass wir genüsslich mit Elifs frischgebackenem Vollkornbrot genossen. Danach packten wir unsere Sachen ins Auto, verabschiedeten uns von der Familie und drückten Elif zum Schluss ganz fest an unsere Herzen. Es waren zwei herrliche Tage in dem kleinen familiären Hotel. Elif machte die kleinen Zimmer und winzigen Badezimmer mit Ihrem grossen Herzen und Ihrem Verwöhnprogramm mehr als Wett!

Unser Ford Focus kletterte die steile Strasse hoch und nach ein paar Abzweigungen waren wir wieder auf der Überlandstrasse. Sie führte uns über steinige Höhenzüge, kurvenreiche Pässe und ab und zu wieder an die Küste zurück. Wir verliessen nun die Region des Mittelmeeres um in das Gebiet der Ägäis einzutauchen.

Nach etwas mehr als fünf Stunden Fahrzeit erreichten wir Bodrum und kurz danach Gümüslük. Ein kleines Fischerdorf weg vom Trubel des Massentourismus. Hierher verirren sich wohl eher weniger Ausländer. Wir hören hier am Strand nur den melodiösen Singsang der türkischen Sprache. Das Ankommen fiel uns etwas schwer. Das Hotel hat zwar einen guten Standard, die Zimmer sind geräumig und sauber, aber es fehlt das Ambiente und die Herzlichkeit, die uns an den letzten beiden Orten so gefallen hatten.

So geht mir die Sache mit dem Abschied nehmen durch den Kopf, während nun hier die Sonne hinter der Insel Kos versinkt. Unsere Reise erscheint mir plötzlich wie ein Sinnbild unseres Lebens.

Abschied nehmen heisst loslassen und das tut meist weh. Der Trennungsschmerz ist es denn auch, der es uns schwer macht zu verstehen, dass das Adieu sagen zu unserem Leben gehört. Es ist sogar unumgänglich und bei näherer Betrachtung sogar etwas Positives.

Nur wenn wir lernen etwas loszulassen, sind wir in der Lage, uns auf etwas Neues einzulassen. Und nur wenn wir uns Neuem öffnen, machen wir Entwicklung möglich. Nicht alles was dann auf uns zukommt ist schöner oder besser als das, was vorher war. Aber es macht uns reicher an Erfahrung und es führt uns näher zu uns selbst! Denn die einzige Konstante auf unserem Weg, mit all seinen Begrüssungen und Abschieden, sind wir selbst!

Das Ziel unserer Reise ist demnach nicht irgendwo da draussen, wir selbst sind es!

Kleiner Nachtrag:

Nach dem Abendessen im Restaurant des Hotels stand plötzlich ein Eisbecher auf unserem Tisch. Der Kellner lächelte, deutete mit einer Kopfbewegung auf den Nebentisch und meinte, der sei offeriert und wir könnten uns da drüben bedanken. Erst waren wir nicht sicher, ob die Männerrunde uns irgendwie veräppeln wollte, aber dann wurden wir an deren Tisch gebeten und alle stellten sich vor. Vom Wirtschafts-Studenten bis zum ehemaligen Botschafter war das eine lustige Runde. Auch der Besitzer des Hotels war dabei. Eignetlich ist er Architekt und hat das Hotel nur, um Kunden, die sich von ihm ein Haus hier bauen lassen wollen, unterbringen zu können. Mit ihm sassen wir bis nach Eins noch beim Raki und philosophierten über das
Leben und die verschiedenen Welten in der wir leben.

Diese Türken sind schon ein tolles Volk! Offen und Kontaktfreudig und mit Lust auf das Leben. Und wieder einmal mehr, fühlen wir uns hier daheim. Angekommen und als ob das alles einfach so hätte sein müssen und schon immer war!

Auch das hier wird wieder ein Abschied, der nicht einfach fällt. Und das ist gut so!

4 Gedanken zu “Vom Abschied nehmen

  1. Teenudel

    Hallo lieber Stöps,

    schön was du übers Abschiednehmen geschrieben hast. Ein Abschied muss meiner Meinung nach immer ein bisserl weh tun…sonst kann man das Neue/Unbekannte/Aufregende nicht so genießen.

    LG und weiterhin viel Spaß von der Teenudel aus dem sonnigen und leicht herbstlichen :-) Minga.

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  2. Schon seltsam, liebe Teenudel, das wir Menschen scheinbar den Schmerz oder zumindest den Leidensdruck benötigen, um uns weiter entwickeln zu können.

    Wir geniessen! In vollen Zügen! Morgen geht es weiter nach Istanbul, worauf wir uns schon riesig freuen!

    Liebe Grüsse aus Assos
    Stoeps

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  3. Teenudel

    Meine Oma sagte immer, dass man erst etwas richtig würdigen kann, wenn man vorher Schmerzen hatte, ob nun physischer oder psychischer Art. Und ich muß sagen, dass sie Recht hatte, zumindest was mich und mein Leben betrifft. Vielleicht ist jeder Mensch mehr oder weniger masochistisch.

    Viel Spaß in Istanbul, genießt die Sonne und die warmen Temperaturen (wir hatten heute 7° und Dauerregen), alles Liebe von der Teenudel.

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  4. kuddels

    Wunderbar und so treffen geschrieben. Die Türkei ist ein so wundervolles Land,so abwechslungsreich, hat so viel zu bieten und es wird nie langweilig. Die Menschen………………..nirgends habe ich soviel Gastfreundschaft erlebt wie dort. Viele Grüße von Kuddel

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