Love, Peace und Autobahn


lovepeacehappinessManchmal wäre ein Fallschirm für das Leben ganz nett. Aber den gibt es nicht. Das Leben hat kein Netz, keinen doppelten Boden und keine dicke, weiche Luftmatratze. Das Leben existiert nicht wegen UNS, um uns in Harmonie und Glück zu hüllen. Es ist genau umgekehrt. WIR existieren um das Leben mit Glück und Liebe zu füllen. Und das ist oft verdammt schwer. Dazu müssen wir Entscheidungen fällen. Wir müssen lernen los zu lassen. Immer und immer wieder. Und wenn wir ganz aufmerksam sind, und offen, und uns und unsere Umwelt reflektieren, dann können wir feststellen, dass das was wir loslassen um so stärker zu uns zurück kommt. Oft einfach in einer ganz anderen Form als wir es erwatet hätten oder auf Kanälen, um deren Existenz wir noch nicht mal wussten.

Das Leben ist alles. Das Leben ist wie es ist. Es ist die Einfachheit in seiner reinsten Form und gleichzeitig die komplexeste Verknüpfung unzähliger Fäden aus der Vergangenheit kommend und in die Zukunft weisend. Wie ein sich andauernd veränderndes Netz an Hochgeschwindigkeitsstrassen, auf denen wir manchmal so schnell oder schlingernd unterwegs sind, dass uns Angst und Bang wird. Und oft genug treibt es uns unsteuerbar genau an den Punkt, an den wir gelangen wollten, ohne vorher zu wissen, dass es ihn überhaupt gibt. Oft tuckern wir auch über Wochen ganz gemächlich von A nach B. Doch dann katapultieren uns Ängste, Sorgen und Nöte urplötzlich auf die Überholspur, die unseren Weg zur Achterbahn macht. Oft teilen sich die Spuren an einer Baustelle. Manchmal in zwei Fahrbahnen. Dann fahren Kopf und Bauch sich sehnsüchtig vermissend und doch heftig miteinander kämpfend auf zwei separaten Bahnen. Bis irgendwann die Baustelle endet und die sich die Wege wieder treffen. Manchmal teilen sich die Fahrspuren sogar durch drei. Dann tanzen Herz, Kopf und Bauch einsam und verloren, sich suchend, um Verständnis ringend, ihre einsamen Choreographien. Zerissen. Von Angst gesteuert und getrieben, um sich irgendwann wieder in die Arme zu schliessen. Bei manchem Menschen, so empfinde ich es manchmal, finden diese Spuren ein halbes Leben lang nicht mehr zusammen.

Auch ich fahre oft durch solche Baustellen. Fühle mich zerissen. Von Angst getrieben einerseits, den mahnenden Verstand auf der anderen Seite und dazwischen den klopfenden Bauch, der nicht verstehen will, warum das Leben nicht einfach nur Harmonie sein kann.

Dann, manchmal brauche ich lange Zeit dazu – manchmal geht es schneller, kommt irgendwann der Moment in dem ich spüre was mir fehlt: Das Vertrauen darauf, dass ich schon in Ordnung bin, wie ich bin. Das ich geliebt werde. Dass man mich nicht einfach aussetzt im kalten, schwarzen Nichts. Dass sich das Leben nicht einfach von mir abwenden wird. Und dann erkenne ich immer wieder: Das, was ich dem Leben anlaste mir anzutun, das was ich anderen Menschen vorwerfe mir anzutun, ist in Wirklichkeit das, was ich mir selbst antue.

Dann hilft, was ich schon von Anfang an hätte tun sollen: Mich selbst umarmen. Mir selbst einzugestehen, dass ich mich liebe. So wie ich bin. Mit allen guten, aber auch den schwierigen und dunklen Seiten von mir, mit meinen Ängsten und meiner Unsicherheit. Mir selbst zu Vertrauen. Denn wenn ich selbst diese Kanäle zu mir nicht öffnen kann, wie könnte ich dann die Liebe und das Vertrauen der Menschen um mich herum empfangen, wahrnehmen und verstehen?

Dann ist sie wieder durch. Die Baustelle auf der Autobahn. Das Herz, der Kopf und der Bauch fahren wieder auf gleicher Spur. Vereint. Umarmt. Und wenn ich genau hinsehe, merke ich, dass die Harmonie dieser Fahrgemeinschaft meines Ichs nach jeder Baustelle ein bisschen näher rücken. Sich ein bisschen bewusster umarmen und das Zusammensein noch eine Spur mehr schätzen. Dann schalte ich das Autoradio ein und höre irgendeine Melodie dudeln, lächle und nehme mir vor, einen Text zu schreiben. Über Love, Peace und Autobahn.

5 Gedanken zu “Love, Peace und Autobahn

  1. Teenudel

    Hallo Stoeps,

    schön mal wieder was von dir zu lesen.

    Du sprichst mir aus der Seele und dem Herzen. Man muß sich selbst umarmen, sich selbst mögen, dann wird alles gut werden. Und wenn Herz, Bauch und Kopf durch eine „Abzweigung“ getrennt wurden, muß man wissen, dass sie irgendwann wieder zusammenkommen, man muß sich nur die Zeit dazu nehmen.

    Ganz liebe Grüße von der Teenudel…..you remember?

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  2. Hey Stoeps, ich schliess mich der Teenudel an, Du hast mir sowas von aus dem Herz gesprochen. Eine wunderschöne Beschreibung des Wunders des Lebens. Dieser Text gehört eingerahmt ;-)

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  3. Oh die Teenudel!!! :) Natürlich erinnere ich mich an Dich! Leserin der ersten Stunden dieses Blogs! :) Ich hoffe, es geht Dir gut!!!

    Ach Diana und Teenudel, ich hab’s doch fast vermutet, dass ich nicht der Einzige bin, dem es so ergeht! :)

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  4. Teenudel

    Es geht mir …passt scho, könnte schlimmer sein, könnte besser sein. Das letzte Jahr war hart (meine Eltern starben innerhalb von 18 Tagen), aber ich bin und war schon immer eine Kämpferin (wie wir Schützen halt so sind) und nun hoffe ich, dass sich mein Kopf, mein Herz und mein Bauch bald wieder auf einer Spur befinden.

    Schönes Wochenende und liebe Grüße aus der Weltstadt mit Herz von der Teenudel.

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  5. Liebe Teenudel

    Es tut mir leid, dass von Deinen Eltern zu lesen! Mein herzliches Beileid!

    Mit erhobenem Haupt durch das Leben zu gehen, ist nicht immer einfach. Aber es hilft um nicht nur den Weg, sondern auch den Horizont vor sich zu sehen! Aber man darf auch mal eine Pause machen. Manchmal sind Herz, Kopf und Bauch gar nicht auf verschiedenen Spuren sondern nur mit unterschiedlichen Tempi unterwegs! Da hlift es manchmal, sich hinzusetzten, zu sammeln und zu warten, bis wieder alle beieinander sind. Sprich man darf auch mal trauern und sich die Zeit nehmen, dem Herz eine Erholungspause zu geben.

    Ich wünsche Dir ganz viel Kraft und ein schönes Wochenende!
    Stoeps

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