Die Situation war angespannt und doch seltsam locker. In dem Wohnzimmer der Altbauwohnung, die derjenigen einer Kollegin glich, welche sie vor Jahren an der Weissensteinstrasse in Bern gemietet hatte, sassen 4 uns fremde Kerle im Wohnzimmer gegenüber und beäugten uns misstrauisch.
Wir, so kam es mir in meinem Traum vor, waren deren Gefangene. Wir waren nicht gefesselt, sassen auf einem zerschlissenen Sofa und 4 Augenpaare beobachteten jede Bewegung von uns. Uns war unwohl und doch war ich weit davon entfernt diese Situation einfach zu akzeptieren. Ich wollte hir raus!
Ich musste aufs Klo und das wurde mir auch gewährt. In dem kleinen Badezimmer gab es ein kleines Fenster, dass ich auch problemlos öffnen konnte und ein Blick ins Freie zeigte mir dass es ein leichtes wäre, hier auszusteigen und über ein angrenzendes Flachdach zu flüchten.
Aus dem Wohnzimmer hörte ich plötzlich den Fernseher dröhnen. Es schien ein Fussballspiel zu laufen und so öffnete ich die Badezimmertür einen kleinen Spalt um einen Blick in das Zimmer zu risikieren. Tom sass alleine auf dem alten 2er Sofa und die anderen 4 Entführer waren ganz auf das Spiel im Fernsehen konzentriert. Als Tom mich bemerkte, signalisierte ich ihm, zu mir ins Badezimmer zu kommen. Leise stand er vom Sofa auf und schlich sich zu mir. Keiner der vier Haudegen bemerkte etwas und so schlüpfte er durch die Tür und schloss diese mit einem leisen knacken.
Wir zwängten uns durch das kleine Badezimmerfenster und die Nacht schluckte uns. Der Vollmond warf ein gespenstisches Licht auf das grosse, nicht enden wollende Flachdach. Der Wind wehte seltsame Gerüche zu uns herüber und die Nacht war beinahe geräuschlos. Ich vernahm ein leichtes Rauschen, dass wie das entfernte Rollen von Meereswellen an einem flachen Strand klang. Wir liefen endlos auf diesem riesigen Dach umher um irgendwo eine Möglichkeit zu finden, davon herunter zu kommen und niemand schien uns zu folgen.
Da fanden wir plötzlich eine Art Feuerleiter, die an der Mauer des grossen Gebäudes nach unten führte und stiegen sogleich daran Richtung Freiheit. Doch die Leiter führt nur bis zum 3. Stock. Dort führte eine gläserne Tür ins Innere und zu unserem Erstaunen war diese Tür auch nicht abgeschlossen. Also gingen wir hinein.
Das Innere dieses Gebäudes sah aus wie ein Labor. Es umfing uns eine Mischung aus der Zentrale von CSI Miami und der Mondbasis Alpha 1. Etliche Räume, durch Glaswände getrennt reihten sich an einen langen Korridor und keine Menschenseele war auszumachen. Als wir etwa 10 Minuten lang durch den Korridor liefen, kamen wir an einem Raum vorbei, der aussah wie eine Schaltzentrale und sahen, dass dort ein rotes Licht blinkte. Darunter stand ALARM. Sofort kombinierte ich, dass dieses Gebäude und unsere Gefangennahme einen Zusammenhang haben musste und unser Entkommen also entdeckt wurde.
Wir liefen den langen Korridor weiter entlang und standen plötzlich in einer riesigen Halle. Am Boden sahen wir Modelle von futuristischen Städten oder Fabrikationsanlagen, die auf dem Wasser zu schwimmen schienen. Und plötzlich standen wir vor einem bärtigen Mann mit runder Nickelbrille und weissem Kittel.
Wir versuchten uns so unaufällig wie möglich zu verhalten und er schien unsere Anwesenheit auch nicht für seltsam zu halten. Wir nickten freundlich zum Gruss und gingen einfach an Ihm vorbei. Doch er sprach Tom an und wir blieben stehen. Ich habe nicht mitbekommen um was es in diesem Gespräch ging und schlich mich auf leisen Sohlen davon um einen Fluchtweg zu finden. Ich verliess die grosse Halle und stand in einem Treppenhaus. Unten hörte ich Stimmen, weshalb ich ein Stockwerk nach oben flüchtete und in einem Raum landete, wo einige Holzpaletten mit Gerümpel standen. Es schien sich um Hausrat zu handeln, denn da standen unter anderem Flaschen mit der Aufschrift „Schuhpolitur“ und einem Zeichen, dass signalisierte, dass der Inhalt feuergefährlich sei. Da schoss mir plötzlich die Idee durch den Kopf Feuer zu legen um dann im folgenden Chaos unauffällig das Gebäude verlassen zu können. Ich schnappte mir so eine besagte Flasche, öffnete sie und verteilte den Inhalt auf den beladenen Paletten und auch darunter, weil diese ja aus Holz waren.
Doch dann hörte ich plötzlich Schritte! Ich erschrak und sah gerade einen uniformierten Wächter um die Ecke biegen. Er hatte mich noch nicht gesehen. Also warf ich mich hinter den Paletten auf den Boden und schaute unter ihnen hindurch um zu sehen, was der Uniformierte tat. Plötzlich legte auch er sich auf den Boden und schaute unter den Paletten durch, genau in meine Augen! Ich zückte mein Feuerzeug, zündete es an und …
…erwachte!
So ein Mist! Gerade als es spannend wurde, wachte ich auf! Ich versuchte den Traum lebendig zu halten und wieder einzuschlafen, aber es gelang mir nicht!
Nun hoffe ich, dass ich vielleicht heute Nacht die Fortsetzung träume.
Ich erinnerte mich aber auch daran, dass ich den Anfang dieses Traumes schon einmal geträumt hatte. Nur konnten wir damals nicht aus dieser Altbauwohnung flüchten und der Traum endete damit, dass wir nach einigen erfolglosen Fluchtversuchen einfach aufgaben.
Dieses Mal gelang uns zumindest schon mal die Flucht aus der Wohnung und ich war innerlich überzeugt, dass die Geschichte ein gutes Ende nehmen würde. Was für ein fieser Cliffhänger in diesem Traum!
Nun ihr lieben Traumdeuter! Was wollte mir dieser Traum wohl sagen? Weshalb wurden wir überhaupt gefangen? Wem oder was waren wir auf die Schliche gekommen? Wer war Dr. X und brennt Schuhpolitur überhaupt? Und wie endete die Geschichte wohl? Fragen über Fragen, die mich heute beschäftigten, schon den halben Tag über.
Helft mir weiter und lasst Eurer Phantasie freien Lauf!