La Suisse n’existe plus!

Es gab eine Zeit, damals als ich noch zur Schule ging, da war ich stolz Schweizer zu sein. Ich glaubte an ein Land, in dem Gerechtigkeit herrschte, in dem humanitäre Werte gepflegt wurden und in dem man durch Dialogbereitschaft, Toleranz und das Wissen um den Wert von Minderheiten eine einzigartige Gemeinschaft entstehen liess. Menschen mit unterschiedlichsten Lebenswahrheiten rauften sich zusammen und versuchten gemeinsam Lösungen zu finden, die möglichst den Bedürfnissen vieler gerecht wurden. Man setzte sich an einen Tisch und redete.

Damals, als wir im Geschichtsunterricht den 2. Weltkrieg durchnahmen, dachten wir alle, dass so etwas wie in Deutschland mit dem Nationalsozialismus, dem Glauben an eine höhere Rasse, an das Recht des Starken und dem Sündenbockprinzip bei uns nie passieren könnte. Doch nun bin ich mir dessen nicht mehr sicher. Nachdem die Schweiz nun die Initiative zum Verbot von Minaretten angenommen hat, erwachen in mir grosse Zweifel. Der Glaube an die Schweiz, wie ich sie gesehen und erlebt habe, stirbt. Einmal mehr ist es Zeit ein paar Illusionen zu begraben. Ein Grossteil der Schweizer hat mit ihrem Ja zum Verbot der Minarette klar gezeigt, dass sie sehr empfänglich für Nazi-Ideologien und für deren Bildsprache und Angstkampagnen sind und das finde ich wesentlich erschreckender als ein paar Minarette. Entscheidungen die aus Angst gefällt werden, sind und waren noch nie gut.

Und ich frage mich, welches Verbot als nächsts kommt? Dönerstände, Synagogen oder Schläfenlocken? Oder werden gar bald rote Punkte auf der Stirn verboten?

Die Schweizer sind einer Kampagne auf den Leim gegangen, die die Schweiz-feindlichsten Kräfte vereinigt. Evangelikale Fundamentalisten und die SVP haben sich verbunden um mit einer riesigen Panikmache die Schweizer zu übertölpeln. Eigentlich war ja die ganze Initiative nur ein grosser Marketing-Feldzug der SVP, die sonst im Moment nicht viel zu bieten hat. Die Initiative ist denn auch absoluter Blödsinn. Ein Verbot zum Bau von Minaretten in einem Land, in dem jede Gemeinde den Bau solcher Gebäude schon längst autonom verbieten konnte ist defakto ein Witz oder besser gesagt eine grosse Verarschung. So tun als ob man ein Problem erkannt hätte und es nun lösen würde. In Wahrheit aber bewirkt diese Initiative überhaupt nichts, ausser dass sie die Gewaltbereitschaft steigert und tausende von gut integrierten Moslems radikalisiert.

Erstaunt verfolgte ich mit, wie von den Herren aus der rechten Ecke Gründe wie die Unterdrückung der Frauen, die Ermordung von Homosexuellen und die Gefahr der Zerstörung der christlichen Werte als Grund für ihren Kampf gegen den Islam ins Felde geführt wurden. Ausgerechnet von dieser Seite kommen solche Argumente!? Sind und waren es doch genau diese  Parteien die ein Gedankengut vertreten, dass bei genauem Hinsehen dem Islam der Fundamentalisten ziemlich nahe steht. Dass wir dann aber einerseits hier Minarette verbieten, andererseits aber durch unsere Waffenexporte islamische Kämpfer in aller Welt mit Waffen aufrüsten, scheint diese Herren nicht zu stören.

Notabene ist damit nicht ein einziges Problem im Bereich der Integration von islamischen Mitbürgern gelöst. Das Verbot ist nichts anderes als eine lächerliche und infantile Drohgebärde die der Schweiz nichts nützt, sondern uns empfindlich schadet. Schon bald werden es die SVP und ihre Helfer geschafft haben, das Image der Schweiz in der gleichen Art zu zerstören, wie es Bush Junior mit den USA fertig gebracht hat. Für mich haben sie es bereits geschafft. Mein Bild der Schweiz ist zerstört. Der Gedanke Schweizer zu sein erfüllt mich nicht mehr mit Stolz und Freude sondern schickt mir eine Gänsehaut über den Rücken.

Die Schweiz ist zu einem Land der Tabus, des Sündenbock-Denkens und der scheinheiligen Doppelmoral geworden. Meine Schweiz existiert nicht mehr. Ihre Werte wurden von unseren rechten Parteien und ihren evangelikalen Helfern pulversiert. Nun regiert Hass, Angst, Scheinmoral und ein neuer christlicher Fundamentalismus in diesem schönen, kleinen Land, das einst eine Insel der Ethik, des Humanismus und des lösungsorientierten Dialoges war. Schade!

R.I.P Meine Schweiz

facebook_icon Artikel in Facebook posten