Ein Posting im Sauglattismus Blog hat bei mir heute einen akuten Lachkrampf ausgelöst.
Im Moment erhitzt eine Ausgabe des Magazins, die wöchentliche Beilage des «Tages-Anzeigers», der «Basler Zeitung», der «Berner Zeitung» und des «Solothurner Tagblatts», etliche Blog- und Leserbriefschreiber in der Schweiz. Gestern bin ich zum Thema auch auf den Beitrag von Peter Thommen in seinem Blog „Thommens Senf“ schon über das Thema gestolpert.
Nun dieser Leserbrief brachte mich zum Lachen! Obwohl es mir eigentlich Angst machen sollte. Denn die alten Schwulenhasser sind alarmiert und bald könnte sich die Homofreundliche Stimmung auch wieder ins Gegenteil umkehren. In der Sprache unserer Jugend ist das ja bereits sichtbar.
Dennoch. Es ist schon lächerlich was hier passiert. Denn nicht wir Homos sind es, die den Heteros unseren Lebenstil, unsere Emphatie, unser Verständnis für die weibliche Seite und unseren Style überstülpen. Nein – es läuft genau umgekehrt.
Ich persönlich finde es ja absolut lächerlich, dass die heutigen Jugendlichen tuntiger rumlaufen, als ich mich je auf die Strasse trauen würde. Da wird um die Wette geglitzert und Augenbrauen gezupft dass es nicht mehr schön ist! Und öffnet in Zürich wieder mal ein neuer, hipper Schwulenclub geht es ein paar Wochen und die pseudocoolen Heteros haben ihn bereits in Beschlag genommen.
Schon immer hörte ich von Hetero-Kumpels Aussagen wie: Ihr Schwulen habt es schön! Immer poppen wenn ihr Lust habt, keine Kids, immer genug Geld in der Tasche und Style habt Ihr auch.
Sind es denn nun wirklich die Homos die den Heteros einen überbraten, oder sind es vielleicht die Heteros die auf Teufel komm raus, die Homos kopieren wollen?
Und nun, als Gipfel der verkehrten Welt, fühlt sich der arme Leserbriefschreiber von der Homosexualisierung der Gesellschaft bedroht und möchte partout nicht schwul(er) werden!
Ihr lieben Heteros: Keine Schwester bedroht Euch, kein Schwuler möchte, dass Ihr seinen Style kopiert und dass Ihr Euch wie Tunten kleidet! Also, warum tut ihr es dann???
Zum Magazin selber gibt Peter seinen Senf dazu und meint:
Die Formulierung “wir sind alle schwul” hat bemerkenswerterweise kein Ausrufezeichen. Sie steht einfach da – soll provozieren. Auch kein “ernsthaftes” Fragezeichen, welches auf eine Diskussion schliessen lassen könnte.
Der Untertitel ist süffig: “Die unaufhaltsame Homosexualisierung unserer Gesellschaft”. Provoziert auch, aber verortet schon die vermuteten Täter an den richtigen Ort: Wer könnte denn die Heteros “homosexualisieren”? Natürlich die Homos. Die Front, die oben sprachlich eingeebnet wurde, wird mit dem Untertitel gleich wieder eröffnet. Wenn aber “wir alle schwul” wären, würde die Gesellschaft nicht “homosexualisiert”, sondern “entheterosexualisiert”, was einer Ent-Tabuisierung eher entsprechen würde und was viel mehr Raum eröffnen würde.
Durch die verwendete Formulierung wird aber “die Gefahr einer Homosexualisierung” heraufbeschworen, und alle Heteros tragen dafür keine Verantwortung. Sie werden quasi “missbraucht”.
In diesem Sinne – Lange Zeit fühlten wir uns von den Heteros bedroht und nun ist’s scheinbar umgekehrt? Wie viel Wasser muss noch den Rhein hinunter fliessen, bis wir einfach ein friedliches Miteinander schaffen?