Von Sündenböcken und Versagern

„So viel erhält der Deutsche Bundesbürger für seine Steuern“

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Lieber Peer Steinbrück

Mit grossem Verwundern nehme ich Ihre rethorischen Tiefschläge gegen die Schweiz zur Kenntnis und ich komme nicht umhin, heftig meinen Kopf zu schütteln. Denn bei ihrem Verhalten fühle ich mich unweigerlich in mittelalterliche Zeiten zurückversetzt, als man für selbstverschuldetes Versagen kurzerhand einen Sündenbock suchte, anstatt an dem eigenen Unvermögen zu arbeiten.

Die Steuergesetzt der Schweiz wurden für Schweizer geschaffen, nicht um Steuerflüchtlinge anzulocken. Nun gibt es scheinbar riesige Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz, was das Verhältnis des Staates und seiner Bürger betrifft. Lassen Sie mich Ihnen erklären, was Sie scheinbar nicht begreifen können.

In der Schweiz ist die Regierung kein Machtapparat, der die Bürger führt und dirigiert. Der Schweizer Staat ist genau genommen ein Dienstleister, der von den Schweizer Bürgern selbst gesteuert wird und der im Interesse des Bürgers handelt. Insofern hat der Staat bei uns nicht die Rolle einer allmächtigen Kontrollbehörde. Die Kontrolle die von Staates wegen ausgeübt wird, bestimmen wir Bürger selbst. Das Verhältnis unserer Bürger zu der Regierung ist in den meisten Fällen ein Vertrauensverhältnis, bei dem man etwas gibt und dafür etwas bekommt. Natürlich muss der Preis und die Leistung im Verhälnis stehen, sonst funktioniert diese „persönliche Beziehung“ nicht.

In der Schweiz zahlen wir Bürger unsere Steuern in aller Regel gerne, denn was wir als Bürger vom Staat zurück erhalten, ist seinen Preis wert! Sei es nun unser Gesundheitswesen, unsere Altervorsorge oder unsere Arbeitslosenunterstützung oder die allgemeine Infrastruktur von der Telekommunikation bis zu den öffentlichen Verkehrsmitteln. Alles funktioniert auf hohem Niveau und so ist die Zufriedenheit der Schweizer über die Leistungen des Staates hoch. So hoch, dass wir eben gerne unsere Steuern bezahlen!

Und hier liegt auch die Wurzel des Problems, lieber Herr Steinbrück. Wir Schweizer machen unsere Hausaufgaben. Und jeder Schweizer ist eingeladen, direkt Einfluss auf die Geschicke des Staates zu nehmen, seine Meinung kundzutun und nicht bloss alle vier Jahre irgendwelche Politiker zu wählen, die dann irgendwie wursteln und denen man am Schluss die Schuld gibt. Wir Schweizer reden auch bei Sachgeschäften mit und übernehmen so einen Teil der Verantwortung. Das macht uns zu Mitdenkern und selbstverantwortlichen Bürgern.

Wenn Sie mal kurz aufhören würden mit verbalen Steinen zu werfen, kämen Sie vielleicht mal dazu sich zu überlegen, warum Deutsche Bürger ihre Steuern nicht bezahlen wollen und dafür Ihr Geld in andere Länder transferieren.

Für diese Misere der Schweiz die Schuld zu geben ist in etwa so, wie wenn Sie eine Waffe dafür verantwortlich machen würden, dass sie von jemanden für einen Mord missbraucht wurde. Dabei ist es der Mörder, der die kriminelle Energie entwickelt und die Entscheidung fällt, abzudrücken. So kann auch aus einem Stein eine gefährliche Mordwaffe werden. Würden Sie dann den Stein zur Verantwortung ziehen und zukünftig Steine verbieten?

Sie müssen zugeben, dass Sie da komplett auf einen Holzweg geraten sind!

Schaffen Sie in Deutschland Zustände, die Ihre Bürger zufriedenstellen und wofür die Deutschen gerne einen angemessenen Preis, nämlich die Steuern zahlen. Denn dann müssen Sie auch nicht befürchten, dass Gesetzte in anderen Ländern, die auf anderen Strukturen und gesellschaftlichen Werthaltungen beruhen, von Steuerflüchtlingen missbraucht werden.

Die Deutsche Regierung hat in den letzten Jahren schlecht gearbeitet und der Bürger zahlt einen hohen Preis. Hohe Steuern für schlechte Leistungen. Würden Sie denn ein schlechtes Produkt für einen überteuerten Preis kaufen? Sehen Sie! Sorgen sie also dafür, dass das Leben in Deutschland für die deutschen Staatsbürger wieder einen hohen Wert bekommt und dass die Dienstleistungen des Staates an den Bürgern stimmen. Denn dann zahlen die Deutschen Bundesbürger auch gerne einen angemessenen Preis dafür!

Es grüsst, immer noch kopfschüttelnd, Ihr Stefan „Stoeps“ Meyer aus der Schweiz, der immer gerne seine Steuern zahlt!