Vom Stark sein. Und vom Sterben.

BildPhoto von http://beckaroona.wordpress.com/2011/11/15/batik-class/

Ich weiss nicht mehr, von wem die folgenden Worte sind, aber sie gehen mir gerade nicht aus dem Sinn:

„Warum ich so gerne ins Feuer sehe?
Mag der Regen es kühlen oder der Wind es peitschen.
Immer geht es nach oben“

Vielleicht stimmt der Wortlaut aus meiner Erinnerung nicht ganz mit dem Original überein. Aber dem Sinn nach ist es richtig so. Ich glaube, ich las den Spruch in einem Poesie-Album. Das war quasi der analoge Vorläufer von Facebook. Damals, als ich noch zur Schule ging, war das noch in. Der Spruch stand, mit Feder und Tusche geschrieben, unter einem Seidenpapier mit Batik-Technik in den Farben des Feuers eingefärbt Und er machte mir Eindruck. So stark wie dieses Feuer wollte ich, auch in schwierigen Situationen im Leben, immer sein. Herr der Lage! Immer aufrecht, auch wenn der Wind von allen Seiten zum Sturme blasen sollte. Und, als sollte sich diese Prophezeiung bewahrheiten, meist wenn Unwetter tobten, war ich stark. Je heftiger die Front um so kräftiger mein Widerstand. Doch nun, da ich an diesem Bett im Hospiz stehe, ist alles ganz anders.

Ihre Brust hebt und senkt sich nur noch leicht. Bei jedem Atemzug. Ihr Gesicht ist entspannt, fast meine ich ein zartes Lächeln zu erkennen, und ihre Augen sind wie zum Schlafe geschlossen. Und sie wird sie auch nicht mehr öffnen. Denn seit dem unerwarteten Hirnschlag und der damit auftretenden Hirnblutung ist die Atmung und ihr Herzschlag das einzig noch lebendig Wirkende an ihrem Dasein. Ihr Mann sitzt bei ihr. Jeden Morgen früh nimmt er seinen Stuhl und rückt ihn ganz nahe ans Bett. Dann nimmt er ihre Hand in die Seine und sitzt da. Bis in den späten Abend. Und wartet. Er führt leise Zwiegespräche mit seiner Liebsten, welche sich nun so unerreichbar und unaufhaltsam aus dem gemeinsamen Leben verabschiedet. Jedesmal wenn ich zu ihm in das Zimmer komme, bricht er weinend zusammen und spricht leise aus, was auch ich denke: Es ist einfach ungerecht!

Sie war, nein sie ist, und wird es immer bleiben, meine Tante und Patentante. Und sie ist erst 71 Jahre alt. Sie ist eine Seele von Mensch. War immer für alle da. Und sie war mir immer eine ganz wichtige und nahe Bezugsperson. Ich liebe Sie, als wäre sie eine zweite Mutter. Und irgendwie war sie das ja auch. Und ich kann nicht stark sein. Nicht hier. Nicht bei Ihr. Ich kann einfach nicht. Es zerreisst mich, macht mich wütend, traurig, hilflos und verzweifelt.

„Es gibt keinen Gott. Denn gäbe es ihn, dann wäre er ein verdammt fieses, bösartiges und ungerechtes Arschloch! #ausGründen“

…musste ich mir letztens von der Seele twittern. Doch geholfen hat es nicht. Wenn wir gehen, dann gehen wir. Dann ist es aus. Und egal ob es an einem anderen Ort weitergeht oder nicht. Dieses Leben mit diesen Menschen hier lassen wir hinter uns. Und zurück bleiben diejenigen, die uns lieben und ein riesengrosses Loch, das sich wie ein Vakuum anfühlt.

Es ist nicht der Tod als solches, den ich nicht verkrafte. Nicht die Angst davor, selbst einmal diesen Weg gehen zu müssen. Zu oft habe ich dem eigenen Ende schon ins Auge geblickt. Es ist dieses hilflose Gefühl, der Willkür des Lebens ausgeliefert zu sein. Die schlicht fehlende Logik, wenn es um das Sterben geht. Wir alle kennen das aus dem eigenen Umfeld. Irgendwie sind es immer die liebevollsten und wunderbarsten Menschen, die zuerst gehen müssen. Und immer gehen sie viel zu früh!

Das ist es, was mich so wütend macht. Und hilflos. Und traurig.

Mögest Du in Frieden auf Deiner letzten Reise unterwegs sein! Ich vermisse Dich. Schon jetzt!

Nachtrag: Verena ist heute am 7. Februar 2013 für immer von uns gegangen. Möge sie in Frieden ruhen!

Welcher Tag ist heute?

Heute schenke ich mir ein Lächeln…
Schaue ich in den Himmel und träume
Fühle ich, dass ich atme
Spüre ich mich selbst
Liebe ich
Lebe ich
Teile ich
Fühle ich mit Dir
Gestern war gestern
Morgen wird Morgen sein
Heute das bin ich, jetzt und hier

 

 

Fragmente 1.22 – Flucht aus der Dunkelheit

1-22_FluchtLima

Original Photo von:  Jackson Lee

Was bisher geschah:

Intro / Teil 1 / Teil 2 / Teil 3 / Teil 4 / Teil 5 / Teil 6 / Teil 7 / Teil 8 / Teil 9 / Teil 10 / Teil 11 / Teil 12 / Teil 13 / Teil 14 / Teil 15 / Teil 16 / Teil 17 / Teil 18 / Teil 19 / Teil 20 / Teil 21

Sie knieten neben dem leise atmenden Polizisten, dessen Blut aus der Platzwunde am Hinterkopf langsam auf den Boden des Lieferwagens rann. Draussen sprachen die anderen Beamten aufgeregt miteinander. Annes Verstand war aber viel zu sehr mit dem Mann, der vor ihr am Boden lag beschäftigt, als dass sie hätte verstehen können, was da besprochen wurde. „Ich muss ihm die Wunde verbinden, damit er nicht verblutet.“ flüsterte sie leise. Würde er sterben, würden sie zu Mördern und das war das Letzte, was sie im Moment gebrauchen konnten. Anne kramte in ihrer Reisetasche und zog eine Reiseapotheke hinaus. Die wild durcheinander sprechenden Beamten vor der Tür des Transporters wurden plötzlich ruhig, als eine Stimme aus einem Funkgerät hörbar wurde. Doch Anne nahm das nicht zur Kenntniss. Sie goss Desinfektionsmittel auf die blutende Kopfwunde des Polizisten, der sich ohne wach zu werden wand und glucksende Laute von sich gab. Luis drückte einen weichen Schal aus seinem Rucksack auf dessen Mund, damit er sie nicht verriet.

Die Polizisten neben dem Lieferwagen zogen plötzlich ab und eine gespenstische Ruhe kehrte nun in der Tiefgarage ein. Anne presste eine sterile Kompresse auf die blutende Wunde und verband den Kopf des Verletzten. Sie legte ihm einen Druckverband an und hoffte, dass dies die Blutung stillen würde. Sie war voll konzentriert und hatte gar nicht mitbekommen, dass draussen vor ihrem Versteck Ruhe eingekehrt war und sie nun alleine waren. Das Klingeln von Luis Handy riss sie aus ihrer Konzentration. Pedro rief an und erklärte, wo sein Auto stünde und dass er mittlerweilen mit dem Gepäck dort angelangt sei.

„Wir müssen dafür sorgen, dass er in ein Krankenhaus kommt oder zumindest bald gefunden wird!“ sagte Anne zu Luis. Er nickte und schlug vor, den Verletzen in den Korridor zum Eingang der Tiefgarage zu legen, da er dort sicher bald gefunden würde. Anne willigte ein. Vorsichtig öffneten sie die Tür des Transporters und Luis streckte seinen Kopf hinaus. Es war niemand zu sehen. Die beiden stiegen aus und schleppten den schlaffen Körper des Mannes zum Eingang des Parkhauses. Die schmutzigen Leuchtstoffröhren der Tiefgarage tauchten die Szenerie in ein unheimliches Licht und plötzlich kam sich Anne total verlassen vor. Nein, sie war nicht alleine hier, sie hatte ja Luis gefunden. Aber die Tatsache als Verfolgte in einem fremden Land einen Polizisten niedergeschlagen und ernsthaft verletzt zu haben, gab ihr nicht eben ein gutes Gefühl. Luis schien ihre Gedanken zu erraten und sprach ihr Mut zu: „Du kannst nichts dafür, Anne! Du hast nichts verbrochen und hast Dich nur gewehrt! Wir haben uns gewehrt! Wir sind hier die Opfer, nicht die!“

„Los komm!“ drängte sie Luis, als sie den immer noch bewusstlosen Mann im Korridor abgelegt hatten. Sie beeilten sich wegzukommen und begaben sich zum Auto von Pedro, der bereits ungeduldig wartete. Nachdem das Handgepäck im Kofferraum des Autos verstaut war, stiegen sie zu Pedro ins Auto. Anne trug immer noch die Uniform einer Flugbereiterin und Luis sah in seinem Overall tatsächlich aus, wie ein Flughafenmitarbeiter.

Die Sonne empfing die drei mit brutaler Helligkeit, als sie den Schlund der Tiefgarage verliessen. Anne kam sich vor wie in einem billigen Roadmovie und fragte sich, ob das was hier geschah Wirklichkeit war oder ob sie einmal mehr plötzlich aus einem Traum erwachen würde. Doch es war grausame, staubige und kalte Realität. Pedro verlangsamte seinen Wagen. Bevor sie das Gelände verlassen konnten, mussten sie eine bewachte Schranke passieren. Luis wechselte ein paar Worte in Spanisch mit Pedro. „Keine Angst, er kennt die Sicherheitsbeamten hier. Sie werden uns sicher problemlos passieren lassen!“ versuchte Luis Anne zu beruhigen, die nun wieder sichtlich nervös wurde. „Blut!“ rief Luis plötzlich und zeigte auf Annes Jacke. Tatsächlich prangte ein grosser Blutflecken auf ihrem Oberteil, was sie beim Kontrollposten ganz sicher verraten würde. Schnell zog sie die Jacke aus. Zum Glück war ihre Bluse sauber geblieben.

Der Sicherheitsbeamte stoppte den Wagen und sprach aufgeregt mit Pedro. Anne schnappte auf, dass er Pedro von den beiden Ausländern erzählte, die fieberhaft gesucht wurden. Pedro lachte laut heraus und machte ein paar Bemerkungen über die lausige Arbeitsweise der Miliz und schloss damit, dass er dem Sicherheitsbeamten ein Kompliment für seine Aufmerksamkeit machte und anerkennend befand, dass die Securityguards des Flughafens da schon viel bessere Arbeit leisten würden. Der Beamte lachte zurück und fühlte sich offensichtlich geschmeichelt. Er winkte Pedro durch und öffnete die Schranke, während er den Dreien einen guten Tag wünschte.

Anne lies die Luft aus ihrern Lunge entweichen. Das ganze Gespräch über hatte sie den Atem angehalten, denn sie rechnete jeden Moment damit aufzufliegen. Doch Pedro hatte die Situation perfekt gemeistert. „Komplimente helfen immer!“ grinste er und fuhr Richtung Lima Stadt. „Ich bringe Euch zur Pension meiner Mutter!“ Sie wird euch für ein paar Tage unterbringen ohne Fragen zu stellen und ohne Euch an die Miliz zu verraten! Anne atmete erleichert auf und Luis versteinerte Miene löste sich langsam um einem müden Lächeln Platz zu machen. Anne schaute aus dem Fenster des Wagens und sah Häuser und Menschen an sich vorbei ziehen. Nun war sie endlich in Peru und eigentlich hatte sie damit gerechnet, vor Freude zu tanzen. Aber die Ereignisse der letzten Stunden hatten ihr jeglichen Spass gründlich verdorben.

Ihre Gedanken schweiften ab nach Hause. Wie es wohl Sandra und ihrem Vater ginge? Plötzlich vermisste sie die Beiden schmerzlich und wünschte sich insgeheim wieder dahin zurück, wo alles angefangen hatte. Könnte sie nur das Rad der Zeit zurückdrehen, all diese Dinge ungeschehen machen und einfach wieder ihr ganz normales altes Leben leben! Ihr altes Leben? Langsam stiegen Bilder in ihr hoch. Die Beziehung mit Nick, die ihr jegliche Lebensfreude nahm, die unzähligen Bewerbungen, die fehlende Perspektive. Sie begann sich zu fragen, wer sie damals eigentlich war. Und irgendwie wollte ihr keine Antwort dazu in den Sinn kommen. Eigentlich, dachte sie, habe ich vorher gar nicht existiert. Anne erkannte, dass ihr altes Leben ein Gespinnst aus Kompromissen war und dass sie einfach  wie ein Roboter funktioniert hatte. Wäre sie nicht in dieses Abenteuer gestürzt, hätte sie Sandra nie so intensiv kennen gelernt, sie hätte ihren Vater nicht noch einmal von einer ganz neuen Seite erlebt, sie hätte nicht den Moment grosser Dankbarkeit nach dem Erwachen aus der Bewusstlosigkeit nach dem Unfall gefühlt. Sie hätte nicht in all den Momenten des Schreckens und der lebensbedrohlichen Erlebnissen gefühlt, dass sie tatsächlich am Leben war.

Leben! Dieses Wort erhielt nun eine ganz neue Bedeutung fernab von Sicherheit und Harmonie. Anne wurde bewusst, dass es die schmerzhaften Erfahrungen waren, die sie spüren liessen, dass sie nicht einfach eine Untote war, sondern dass sie wirklich existierte  und dass das nicht selbstverständlich war. Ihr wurde bewusst, wie wichtig es ist, den eigenen Weg zu gehen und darauf zu vertrauen, dass es besser war in Bewegung zu bleiben und dabei auch ein paar Blessuren und Gefahren zu risikieren. Ihr altes Leben war Stillstand, ein unsichtbares Dasein. Aber jetzt fühlte sie sich lebendiger als jemals zuvor,  obwohl sich eine bleierne Müdigkeit in ihrem Körper ausbreitete. Sie konnte fühlen wie sie atmete, wie ihr Herz Blut durch ihren Organismus pumpte. Ihre Gedanken waren frei und just in diesem Augenblick eroberte erneut ein zufriedenes Lächeln ihr Gesicht. Ja, sie lebte! Und wie sie lebte! So weit weg von allem, das ihr Sicherheit gab und alles in geordneten Bahnen hielt, aber so nah bei sich selbst. Das erste Mal fühlte sie, was es wirklich bedeutete Anne zu sein. Und sie war glücklich damit, diese Anne sein zu dürfen, die all dies überstand und die trotzdem weiterging auf ihrem Weg.

Plötzlich war sie da! Die Freude, die sie erwartet hatte! Sie dachte an Raoul, an das Geheimnis der Biblothek und als sie Luis ansah, huschte auch über sein Gesicht ein müdes, tiefsinniges und ehrliches Lächeln.

Weiter mit Fragmente 1.23 – Gibt es Gott?

Stöckchen: Leben + Ich

Aufgeschnappt bei MC Winkel und Ingo Vogelmann

clothes
Casual as casual can be. G-Star Raw, S. Oliver, Pepe Jeans, Review, Timezone. Nicht unbedingt modisch und doch gerne mit der Zeit gehend. Jeans eher Baggy und regular fit. Dazu gerne T-Shirts, Polos, Hoodies, aber auch mal Hemden und wenns schick sein soll gerne den massgeschneiderten, dunkelblauen Massanzug von Sunita Suits

furniture
Modern, schlicht zum Beispiel von fraubrunnen, lederpark ikea und mein Lieblingsteil ist der LC4 von Corbusier.

sweet (+pastry)
Coop Max Havelaar Haselnuss-Brotaufstrich (sowas wie nutella, nur viiiiiieeeel besser!), selbst gebackene Früchtekuchen (macht tom immer und ist einer der gründe, warum ich ihn heiraten werde =), schwarze Schokolade (mind. 60% Kakaoanteil), Schwedentorte, Vermicelles, Kirschtorte, Tiramisu, Süssmostcreme und natürlich Tom’s Solothurner Torte.

city
Basel, Bern, Fribourg, Livorno, Grosseto, Siena, Paris, NYC, LA. Aber eigentlich bin ich überhaupt kein Stadtmensch sondern ein absolutes Landei.
Also: Zeglingen!

drink (+ coffee)
Ohne: Wasser ohne Kohlensäure, Yogi Männertee, Ingwer-Zitronengras Tee, Chai, Earl Grey, Max Havelaar Bio Espresso und natürlich italienischen cafe oder Cappuchino. Überzeugter Starbucks-Verschmäher!

Mit: Appenzeller Bio Bier naturtrüeb mit und ohne Alkohol, Rotwein aus der Schweiz, Toscana, Spanien, Weisswein Spanien (Verdejo), Italien (Pinot Grigio), Single Malt Whiskey, Grappa (von Chnübli ;-), Vielle Prune, Vielle Williams

music
Chillie Tunes z.B. Mercan Dede, Ingo Vogelmann, Michael Gerber, Dead can Dance. Elecotronic über House bis Minimal von Moloko über Kraftwerk bis Morcheeba, Jazzy Tunes von Herbie Hancock über Barbara Dennerlein bis Caterina Valente. Vocals wie Katie Melua, Deutsches von Anette Lousian über BAS bis Torch, Schweizerisches von Michael von der Heide bis Züri West, Old Schooliges von Saga bis Pink Floid, klassisch modernes von Holst über Steve Reich bis Keith Jarret, Metall von Iron Maiden bis Nightwish kurz – eigentlich fast alles, je nach Stimmung!

tv
Dexter, Mistresses, Desperate Houswifes, Dr. House, Dokus, sf.tv

film
Action, Si-Fi, Fantasy, Comic-Verfilmungen, Thriller, Mystery, Horror, Literatur Verfilmungen, Almodovar, All Time Favorite: Fifth Element

workout
Besteckgymnastik in Gourmetrestaurants, Marathonsurfen (online), Traumsport (ich träume nachts manchmal von Sport), Sauna, Wellness und viel Bewegung in der Natur (Wandern, Geocaching)

So und nun, wer macht weiter?