Fragmente 1.15 – Sandra fährt

The Door to Light

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Für ein paar Sekunden waren Anne und Sandra nicht fähig zu beobachten, was ihr Verfolger machte. Als sie ihren Wagen angehalten hattten, schauten die Beiden durch die Windschutzscheibe nach vorn auf die Strasse und sahen wie das andere Fahrzeug etwa 30 Meter weiter vorne zum Stillstand kam. Das rote, aggressive Leuchten der Rücklichter wurde rasch durch das helle Weiss der Rückfahrleuchte überstrahlt. „Mist! Er fährt zurück. Was tun wir jetzt?“ rief Anne entsetzt. Sandra blickte konzentriert nach vorne und liess sich von Annes Worten nicht aus der Ruhe bringen. Selten hatte Anne ihre Freundin so erlebt. Doch irgendwie schien sie wieder im gleichen „Funktionsmodus“ zu sein, wie in der Küche, als sie den Eindringling mit einem Krug heissen Kaffee niedergestreckt hatte.

Sandra schien ruhig und besonne, obwohl in ihrem Innern die Gefühle tobten und ihr das Herz bis zum Hals schlug. Der Wagen, der die beiden verfolgt hatte, beschleunigte und fuhr nun auf der linken Strassenseite rückwärts und kam gefährlich schnell auf sie zu. Sandra stand mit dem rechten Fuss auf dem Gas und mit dem linken Fuss auf der Kupplung und wartete ab. Als das andere Auto etwa auf fünf Meter an sie herangekommen war, brüllte sie plötzlich „Jeeeeeeetzt!“ wie um sich selbst das Kommando zu geben, trat das Gaspedal durch und liess die Kupplung los. Die Räder quietschten, es begann nach verbranntem Gummi zu riechen und der Wagen setzte sich leicht schlingernd in Bewegung. Noch bevor der Verfolger reagieren konnte, schossen Anne und Sandra in entgegengesetzter Richtung an ihm vorbei und nur mit Mühe konnte Sandra das Fahrzeug durch die enge Rechtskurve steuern. Dahinter folgte ein langes, gerades Strassenstück. Sandra schaltete in den fünften Gang hoch und bretterte in die Nacht was das Zeug hielt.

Im Rückspiegel konnte Anne erkennen, dass ihr Verfolger bereits wieder hinter ihnen her war. Die Strasse führte nun über eine leichte Kuppe. Sandra wusste, dass die Strasse dahinter noch immer gerade weiterging und obwohl sie diese im Moment nicht sehen konnte, hielt sie das Tempo und raste weiter. Der Verfolger näherte sich wieder auf eine bedrohliche Nähe und wieder schoss er auf die linke Strassenseite um zu überholen. Die beiden Fahrzeuge überquerten gemeinsam die Erhöhung. Dahinter wartete auf die beiden Frauen die Erlösung und auf den Verfolger der Albtraum. Wie ein Dinosaurier der Strasse kam ihnen ein grosser Truck mit hohem Tempo entgegen. Der Verfolger versuchte abzubremsen um wieder auf die rechte Strassenseite zu kommen. Mit einem lauten Brausen kreuzte das ächtzende Ungeheuer die beiden Flüchtenden und Anne biss sich vor Aufregung in die Unterlippe. Sie hörten ein lautes Quietschen von Bremsen und dann verloren die Beiden die Sicht auf das, was hinter ihnen auf der Strasse geschah. Nach einer leichten Linkskurve bremste Sandra das Fahrzeug langsam auf die erlaubte Geschwindigkeit herunter und Anne klebte mit ihren Augen am Rückspiegel. Aber die Nacht hinter ihnen blieb dunkel. Vergebens versuchte sie am Horizont die böse leuchtenden Augen des fahrenden Monsters, das sie verfolgt hatte, zu entdecken.

Langsam beruhigten sich die Beiden wieder. „Was meinst Du, hat es ihn erwischt?“ fragte Anne und Sandra zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich konnte nichts erkennen. Vielleicht gab es einen Zusammenstoss mit dem Truck, vielleicht hat der Verfolger auch die Gewalt über sein Fahrzeug verloren und ist in den Felshang gekracht.“ Die Beiden fuhren weiter durch die Nacht, der Stadt entgegen und hofften, möglichst bald anzukommen, um ein paar ruhige Stunden Schlaf zu finden.  Sandra hatte einen Bekannten, der als Nachtportier in einem Hotel arbeitete. Bei ihm hatte sie das Zimmer gebucht. Dort angekommen parkierten sie ihr Fahrzeug in der Tiefgarage und meldeten sich bei dem Markus an der Rezeption an. „Was ist denn mit Euch beiden passiert?“ fragte dieser entsetzt, als er die beiden an der Theke begrüsste. Sandra und Anne erzählten in knappen Worten, was ihnen in den letzten Stunden passiert war und Markus, versicherte ihnen, dass sie hier nicht in Gefahr seien und keiner unbemerkt an ihm vorbei komme. Er versprach aufzupassen und bei Bedarf sofort die Polizei zu alarmieren.

Nach einem Drink an der Bar begaben sich Anne und Sandra auf ihr Hotelzimmer um endlich eine Portion Schlaf zu bekommen und nach einer ausgiebigen Dusche legten sich beide völlig erschöpft ins Bett. Sie liessen den Tag noch einmal an sich vorüberziehen und ihnen wurde bewusst, dass sie riesiges Glück hatten, überhaupt noch am Leben zu sein. „Stark, Sandra!“ lächelte Anne. „Einfach stark wie Du den Kerl umgehauen und heute Abend die filmreife Verfolgungsjagd hingelegt hast!“ Sandras Lächeln blieb in ihrem Gesicht obwohl sie langsam eingeschlafen war und Anne drückte ihr einen Kuss auf die Wange. „Danke Sandra! Du hast mir heute zweimal das Leben gerettet!“ Dann legte sie sich hin und versuchte ebenfalls einzuschlafen. Doch die Bilder der letzten Tage liessen sie noch lange wach liegen. Langsam aber sank auch sie in die Arme des Schlafes und ihr Bewusstsein entschwand langsam. Die tanzenden Bilder vor Annes Augen lösten sich immer mehr auf, wie Rauch der sich gegen den Himmel verflüchtigte und doch schien ein Teil von hr wach zu bleiben um auf alles gefasst zu sein.

Plötzlich war Anne wieder hell wach. Sie hörte ein Geräusch aus dem Badezimmer und seltsame Lichterscheinungen waren durch den Spalt unter der Türe sichtbar. Anne war, als hätte sie ihren Namen gehört und seltsamerweise verspürte Sie keinerlei Angst. Irgendwie wusste Sie, dass hinter der Badezimmertür etwas auf sie wartete, dass ganz und gar nicht bedrohlich war, obwohl die Situation an und für sich ja mehr als ungewöhnlich war. Vorsichtig setzte sie ihre Füsse aus dem Bett auf den Fussboden und richtete sich langsam auf. Sie wollte Sandra, die friedlich neben ihr schlief, auf keinen Fall wecken und schob die Bettdecke behutsam von ihrem Körper. Langsam ging sie auf das Licht und die Geräusche zu und blieb vor der Tür stehen. Sie horchte, lauschte und versuchte angestrengt zu erkennen, was dahinter vor sich gehen könnte. Doch sie konnte keines der Geräusche identifizieren und wieder meinte sie ihren Namen zu hören.

Vorsichtig drückte sie die Türklinke nach unten und öffnete die Tür einen kleinen Spalt. Sofort verschwand das Licht und die Geräusche tauchten in weite Entfernung. Vorsichtig steckte sie ihren Kopf in den nun fast dunklen Raum. „Hallo?“ flüsterte sie leise in das Badezimmer und lauschte. Nichts. Keine Antwort. Beherzt trat sie ein, schloss die Tür wieder hinter sich zu und stand nun in dem kleinen, gefangenen Raum ohne das Licht zu machen. Trotzdem war es nicht ganz dunkel, denn nun sah Anne die selben Strahlen, welche vorher unter der Tür durchschienen, aus den Spalten der Spiegeltür des Badezimmerschrankes blitzen, als ob in dem Schrank ein helles Lichterspiel im Gange wäre.

Sie ging auf den Schrank zu und öffnete ihn ganz langsam. Was sie dahinter erblickte nahm ihr für einen Moment den Atem.

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Fragmente 1.14 – Lebensgefahr

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Der Umschlag enthielt ein Handy, 50’000.– Euro, eine Notiz mit der Adresse von Raouls Büro und mehrere Landkarten. „Lass uns dass in der Küche unten genau ansehen“ sagte Anne „Ich könnte einen Kaffee gebrauchen!“ ergänzte Sandra. „Gute Idee!“ meinte Anne, packte alles zusammen und ging mit Ihrer Freundin hinunter in die Küche. Sandra schaltete die Kaffeemaschine ein, suchte zwei Tassen und bald darauf blubberte heisses Wasser durch die Maschine und ein angenehmer Kaffeeduft verbreitete sich im Raum.

„Er hatte es schon länger so geplant!“ sinnierte Anne vor sich hin. „Was meinst Du?“ fragte Sandra. Annes Gedanken kreisten in ihrem Kopf. Warum wollte ihr Vater nicht selbst nach Peru zu fliegen? Er konnte ja unmöglich vorher wissen, dass er im Koma im Spital liegen würde und nicht selbst zu Raoul würde reisen können. Was steckte hinter all dem? Anne kam nun plötzlich alles sehr seltsam vor und sie suchte innerlich nach einer Erklärung für diese Wendungen in ihrem Leben. „Vielleicht gibt es keine Erklärungen“ meinte Sandra. „Vielleicht muss sich das alles so entwickeln für Dich und Deinen Leben!“ Anne wollte gerade nachfragen was Sandra damit sagen wollte, als beide von einem dumpfen Geräusch im Keller aufgeschreckt wurden.

„Hast Du die Polizei angerufen?“ fragte Sandra leise und Anne schüttelte den Kopf. „Das habe ich fast vergessen!“ flüsterte sie zurück. „Meinst Du der Einbrecher ist zurück oder war noch gar nicht aus dem Haus verschwunden?“ Sandra dachte nach. „Das Quietschen der Eingangstür kam vielleicht gar nicht davon, dass unser Eindringling das Haus verliess. Vielleicht kam noch ein zweiter Eindringling ins Haus?“ Anne schauderte bei dem Gedanken. Plötzlich sprang Sie vom Stuhl auf, schloss die offenstehende Kellertür zu und drehte den Schlüssel vorsichtig im Schloss. „So! Hilf mir bitte noch den Küchenschrank vor die Tür zu schieben, damit sie nicht so einfach aufgebrochen werden kann!“. Sandra packte mit an und die beiden schoben den Schrank vor die Tür.

Anne zog ihr Handy aus der Tasche und rief die Nummer von Inspektor Trost an. In knappen Worten erzählte sie was passiert war. Sie wurden angewiesen das Haus zu verlassen und draussen auf die Polizei zu warten. Anne kramte den Inhalt des Umschlags zusammen und packte alles in ihre Handtasche.  Die beiden Frauen wollten gerade die Küche verlassen als sie plötzlich Schritte aus dem Flur hörten. „Scheisse!“ entfuhr es Sandra und plötzlich standen beide einem riesenhaften Kerl gegenüber, der breitbeinig in der Tür zur Küche stand. Sein Blick erfasste die Situation und er realisierte sofort, dass sein Komplize im Keller eingesperrt war. Anne und Sandra pochte das Herz bis zum Hals, denn der grimmige Gesichtsausdruck des Mannes liess nichts Gutes erwarten. Er griff in seine Jacke und zog eine Waffe heraus, die er sogleich auf Anne richtete. „Aufschliessen!“ schrie er und zeigte mit der freien Hand Richtung Kellertür. Anne und Sandra blieben wie angewurzelt stehen und waren vor Schreck nicht fähig sich zu bewegern. „Mach schon!“ brüllte der Kerl und fuchtelte mit seiner Pistole vor Annes Nase herum. Anne machte einen Schritt auf die Kellertür und das davor geschobene Küchenregal zu. Sandra stand noch immer auf der anderen Seite der Küche, starr vor Schreck. „Wird’s bald!“ schrie der Kerl erneut und Anne begann sich gegen den Küchenschrank zu stemmen um ihn von der Tür weg zu schieben. Doch die Kraft hatte sie verlassen, sie war gelähmt vor Angst und der Schrank wich keinen Millimeter.

Der Einbrecher richtete die Waffe auf Annes Stirn. Panik frass sich in ihr Herz und ihren Verstand und innerlich schloss sie mit ihrem Leben ab und blickte geschockt in den Lauf der Waffe, der keine 10 Zentimeter vor ihrem Gesicht auf sie gerichtet war. Plötzlich registrierte sie eine Bewegung aus dem Augenwinkel und mit einem lauten Klirren und zerbarst der Kaffeekrug mit dem heissen, braunen Inhalt im Gesicht des Mannes. Er wankte, machte zwei Schritte zurück, stolperte über die Türschwelle und landete mit einem Schrei auf dem Rücken liegend im Flur. Mit ein paar Schritten stand Sandra bei ihm, kniete sich nieder und hielt ihm ein grosses Küchenmesser an die Kehle. „Du verdammtes Arschloch!“ brüllte sie und beinahe hätte sie vor Angst und Wut das Messer einfach in das pulsierende Fleisch seiner Kehle gestossen.

Anne stand wie angewurzelt vor dem Küchenschrank und konnte nicht glauben, was eben passierte. „Sandra? Er hätte mich erschiessen können! … Du….Was?“ Sandra grinste Anne triumphierend an. „Hätte er nicht! Die Waffe war nicht entsichert und nicht geladen!“. Anne schlug das Herz noch immer bis zum Hals „Wie wusstest Du?“ „Ich hatte einen Freund, der bei der Polizei arbeitete und ein Waffennarr war“ fiel ihr Sandra ins Wort und ergänzte: „Der hat mir einiges beigebracht!“. „Wow!“ entfuhr es Anne. Doch noch immer war ihre Angst nicht gewichen. Umso mehr jetzt der Komplize des Angreifers an die Kellertür hämmerte und fluchte was das Zeug hielt. Plötzlich ertönten Schüsse und Holz splitterte, Tassen und Teller im Küchenschrank zerbarsten und einige Kugeln zischten durch die Küche. Anne hatte Glück, nicht in der Schusslinie gestanden zu haben und beide zogen sich nun in den Flur zurück. „Gib mir die Waffe!“ sagte Sandra. Anne hob die Pistole auf und gab sie Sandra. „Hier nimm das Messer und halt es ihm an die Kehle! Wenn er sich auch nur einen Zentimeter bewegt, stich einfach zu!“ Anne übernahm das Messer, auch wenn ihr dabei nicht sonderlich wohl war und sie spürte den Atem des Mannes an ihrer Hand, während dem Sandra die Pistole nahm, entsicherte und durchlud. Sie richtete sie auf ihn und schrie „Wenn Du Dich bewegst, drücke ich ab! Sein Komplize hatte sein Magazin verschossen und versuchte noch immer die Tür aufzubrechen.

Plötzlich hörten die beiden Frauen einen Knall. Die Haustür flog mit einem lauten Quietschen auf und ein Beamter brüllte „Polizei! Keine Bewegung!“ . Etwa sechs Polizisten mit gezückten Waffen drangen in den Flur ein und erlösten die beiden Freundinnen aus der bedrohlichen Situation. Der Einbrecher am Boden wurde von zwei Beamten in Handschellen gelegt und abgeführt. Die Polizisten rückten nun den Küchenschrank von der Tür weg und schlossen die Tür auf. Sie drangen in den Keller ein und durchsuchten alles. „Nichts!“ rief einer von unten hoch. „Das Kellerfenster ist aufgebrochen, er ist geflüchtet!“ drang die Stimme eines Polizisten nach oben, worauf die restlichen Beamten sofort nach draussen rannten und damit begannen die Umgebung des Hauses abzusuchen. Mittlerweile war auch Inspektor Trost in die Küche gekommen und bat die beiden Frauen, mit ihm aufs Revier zu kommen.

Als sie bei ihm im Auto sassen, schwiegen sie beide eine Zeit lang, bis Anne plötzlich zu zittern begann und in Tränen ausbrach. „Wir hätten sterben können!“ schluchzte sie, während Sandra vor sich hin starrte. „Du hast uns gerettet!“ sagte Anne nun zu Sandra und nahm sie  in den Arm. „Wie konntest Du nur so eiskalt reagieren?“ „Ich weiss es selbst nicht!“ antwortete Sandra und war scheinbar selbst von ihrem Tun geschockt. „Ich habe einfach nur noch funktioniert ohne darüber nachzudenken!“. Die beiden blickten einander an und plötzlich löste sich Annes Anspannung in einem lauten Lachen. „Danke Sandra! Ohne  Dich wäre ich wohl verloren gewesen!“ schickte Anne hinterher. Inspektor Trost beobachtete die Beiden im Rückspiegel und sagte: „Es hätte aber auch ins Auge gehen können! Sie haben mutig gehandelt, aber auch leichtsinnig!“.

Auf dem Revier angekommen erzählten beide Frauen genau, was passiert war. Allerdings verheimlichte Anne den genauen Inhalt des Umschlags. Sie erzählte weder vom Geld noch vom Handy. Denn sie hatte keine Ahnung, woher ihr Vater beides hatte und sie wollte verhindern, dass irgendetwas ihre Reise nach Peru verhindern konnte. Nachdem sie ihre Aussage gemacht hatten fuhren beide zu Sandra nach Hause. Doch sie blieben nicht, denn ihnen war klar, dass sie dort nicht in Sicherheit waren. „Lass uns in ein Hotel in der Stadt fahren und dort bleiben, bis der zweite Täter verhaftet wird!“ sagte Anne und Sandra nickte. Sie wusste, dass es besser so wäre, obwohl sie sich nichts sehnlicher gewünscht hatte als zu Hause in ihren eigenen vier Wänden zu sein. Sie packten das Nötigste ein und setzten sich in Sandras Auto.

Sie fuhren in der Dämmerung los und beide sassen schweigend nebeneinander. Als sie an der Stelle vorbeifuhren, an der Anne mit Ihrem Vater verunfallt war, überkamen Anne die Erinnerungen. Schlagartig waren die Bilder des Unfalles wieder da. Sie klammerte sich an den Sitz im Auto und befürchtete, dass wieder etwas passieren könnte. Doch Sandra steuerte das Auto problemlos durch die Kurve und die Stadt lag schon zum Greifen nah vor ihnen. „Ich glaube, wir werden verfolgt!“ sagte Sandra plötzlich mit einem Blick in den Rückspiegel. „Was?“ fragte Anne zurück und drehte sich auf ihrem Sitz um. Tatsächlich schloss ein schwarzer Wagen hinter ihnen gefährlich nahe auf. Sie konnte den Fahrer nicht erkennen, denn die Nacht brach herein und überzog die Landschaft mit ihren schwarzen Schwingen. Die Scheinwerfer des Autos blendeten sie und langsam schnürte sich Annes Kehle zusammen. Plötzlich machte Sandras Auto einen Ruck und das Geräusch von krachendem Kunststoff und Metall war zu vernehmen. „Dieser Scheisskerl hat uns gerammt!“ rief Sandra. „Los gib Gas!“ antwortete Anne und versuchte ruhig zu bleiben. Doch das Auto hinter ihnen wich keinen Zentimeter. Plötzlich riss der Verfolger sein Steuer nach links und setzte zum Überholmanöver an. Er versuchte nun von der Seite Sandras Auto an den Berghang rechts von Strasse zu drängen um die beiden anzuhalten. Doch Sandra manövrierte Ihren Wagen geschickt und konnte immer wieder ausweichen, obwohl Sandra beinahe mit den rechten Rädern in den Strassengraben fuhr.

Anne schaute nach vorne und sah, dass sie auf eine enge Rechtskurve zusteuerten. „Pass auf!“ brüllte sie los. Sandra blickte nach vorne und trat mit voller Kraft auf die Bremse. Die beiden Frauen wurden fast an die Windschutzscheibe nach vorne gedrückt und nur die Sicherheitsgurte verhinderten, dass sie aus ihren Sitzen gerissen wurden.

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Fragmente 1.13 – Das Geheimfach

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Was bisher geschah:

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Mit einem leisen Geräusch glitt das Regal an seinen Ausgangspunkt zurück und verschloss die verborgene  Tür. Die beiden Freundinnen trauten sich kaum noch zu atmen und lauschten, was im Nebenraum vor sich ging. Das Büchergestell wirkte ziemlich schallisolierend, dennoch konnten sie hören, dass jemand das Arbeitszimmer betrat. Kurz darauf begann dieser Unbekannte scheinbar den Raum zu durchsuchen. Papier raschelte, Schubladen wurden aufgezogen und wieder geschlossen, Möbelstücke wurden im Raum umhergerückt und ein kehliges Husten durchschnitt die unheimliche Geräuschkulisse. Der Eindringling schien unter Zeitdruck zu stehen, denn sein Vorgehen wurde mit zunehmender Zeitdauer immer hektischer. Bücher wurden aus den Regalen gerissen, deutlich hörbar auf den Boden geworfen und immer wieder erklang das röchelnde, kehlige Husten.

Anne und Sandra standen wie angewurzelt im Archiv, unfähig sich zu bewegen und gepackt von schierer Angst. Was wenn der Eindringling die versteckte Tür finden würde? Womöglich hatte er eine Waffe bei sich? Anne drängten sich die Bilder von Nicks Traumerscheinung in das Bewusstsein. Diese Leute hatten ihn brutal gefoltert und anschliessend umgebracht. Sie würden also kaum zögern, das gleiche mit Anne und Sandra zu tun. Anne wünschte sich in diesem Moment ihr altes Leben zurück. Alles war so einfach, so bekannt und so gewohnt. Sie war zwar auch nicht glücklich damals. Aber nicht glücklich zu sein war besser, als andauernd in tödlicher Gefahr zu schweben. Doch andererseits waren es diese Momente, die Anne spüren liessen dass sie am Leben war. Intensiv, ungeschönt, hart und direkt riss das Leben sie in ein Abenteuer,  das sie nie für möglich gehalten hätte.

„Scheisse! Irgendwo muss doch dieser verfluchte Plan versteckt sein!“ riss der Eindringling fluchend Anne in die Realität zurück. Harte Schläge auf ein Möbel liessen erkennen, dass der Suchende immer verzweifelter einen bestimmten Gegenstand zu finden hoffte. Anne erschrak und blickte Sandra aus weit aufgerissenen Augen an. „Der Schreibtisch“ flüsterte sie Sandra leise zu. Sandra nickte. „Die Polizei!“ flüsterte Sandra nun zurück. „Wolltest Du nicht die Polizei rufen?“ fügte sie hinzu und Anne nickte. Ihr Handy war in der Handtasche, die sie weiter hinten im Achiv abgestellt hatte. Vorsichtig ging sie rückwärts, die Tür nicht aus den Augen lassend und griff mit der Hand nach hinten. Doch anstatt die Tragschlaufe ihrer Handtasche zu ergattern, schlug sie mit dem Handrücken an einen Bilderrahmen, der auf einer Kartonkiste gelegen hatte. Der Rahmen verschob sich um ein paar Zentimeter, kippte langsam über die Kante der Kiste und landete so unglücklich auf dem Boden, dass das Schutzglas mit einem lauten Klirren zerbrach. Anne zog ihren Kopf ein und erstarrte. Sie blickte zu Sandra, die sich vor Angst mit der Hand den Mund zu hielt und im gleichen Moment verstummte der Einbrecher im Arbeitszimmer. Ein paar Sekunden lang herrschte Todesstille und Anne hätte schwören können, das Ticken der Küchenuhr aus dem unteren Stock hören zu können. Dann erklang abermals ein röchelnder Husten der abgelöst wurde von der Stimme des Eindringlings: „Ist hier jemand? – Hallo?“. Sandra und Anne hielten den Atem an. Nach ein paar Sekunden des Schweigens hörten sie, wie der Mann den Raum verliess und die Treppe hinunter hetzte. Ein paar Augenblicke später erlöste das Quietschen der Einangstür die beiden aus ihrer ängstlichen Starre.

„Schnell! Lass uns sehen, ob wir ein jemanden wegrennen oder ein Auto wegfahren sehen!“ rief nun Anne und spurtete zur Tür, griff in die Öffnung des Regals und betätigte den kleinen Hebel. Sie schob das Büchergestell von der Tür weg und rannte zum Fenster. Doch dort war niemand zu sehen. Zu spät! Der Mann schien das Grundstück bereits verlassen zu haben. Sandra kam nun mit Annes Handtasche hinterher und hielt ihr diese entgegen. „Lass uns nun die Polizei anrufen!“ sagte sie. Anne griff danach und suchte ihr Handy. Erst jetzt als sie es in ihrer Hand hielt, um die Nummer der Polizei einzutippen, fiel ihr Blick auf die Unordnung im Zimmer. Bücher waren aus den Regalen herausgerissen, der Schreibtisch um einen halben Meter verschoben worden und das ganze Zimmer sah aus, als hätte ein Orkan darin gewütet. Anne liess ihre Hand sinken und stand wie erschlagen in dem Raum, in dem sie schon als Kind gespielt hatte.

Ihr Vater hatte sie immer ermahnt ordentlich zu sein und jedes Buch wieder an seinen angestammten Platz zurückzustellen. Er war sehr darauf bedacht sein Ordnungssystem peinlich  genau aufrecht zu erhalten, da er sonst viel zu lange Zeit brauchte, wenn er ein bestimmtes Nachschlagewerk suchte. Anne  sah im Geiste, wie entsetzt ihr Vater wäre, wenn er dieses Chaos sehen würde und fast beschlich sie ein schlechtes Gewissen, so als ob sie die Schuld für diese Unordnung trug. Der Gedanken an ihren Vater holte plötzlich die Erinnerung an das Geheimfach zurück in ihr Bewusstsein. „Das Versteck!“ rief sie Sandra zu. „Ich muss nachsehen, ob es noch unversehrt ist!“ „Die Polizei Anne, du solltest die Polizei anrufen!“ gab Sandra zurück. „Nachher! Der Anruf hat Zeit! Erst will ich das nachprüfen!“ sagte Anne und steuerte auf den Schreibtisch zu. Sandra schüttelte den Kopf und folgte Anne zu dem alten Möbelstück. Anne kniete sich davor auf den Boden und griff mit der rechten Hand unter die unterste Schublade. „Ja!“ rief sie und strahlte. Das Fach war noch immer an seinem Platz und der Eindringling schien es nicht gefunden zu haben.

Anne holte den Schlüssel aus der Schatulle, schloss die unterste Schublade auf und zog sie vorsichtig bis zum Anschlag heraus. Sie griff hinein, packte den Inhalt auf den Schreibtisch und befühlte den Boden. Er schien stabil zu sein und keine Öffnung aufzuweisen. Anne tastete mit den Fingerspitzen vorsichtig den Kanten entlang und tatsächlich fand sie hinten, an der Rückwand eine kleine Lasche. Sie griff zu und hob eine dünne Holzplatte an, die sich als doppelter Boden erwies. Anne konnte die Platte einfach herausheben und nun gab das Fach sein Geheimnis preis. Sandra schaute Anne neugierig über die Schulter. Sie konnte ihre Nervosität kaum verbergen und tippte ihre Freundin an. „Was ist es?“ wollte sie wissen. Anne griff in das Fach und zog einen Umschlag heraus, der mit grossen Buchstaben angeschrieben war. Darauf stand:

Anne / Peru

„Nun mach schon auf!“ drängte Sandra und Anne griff nach dem Brieföffner auf dem Schreibtisch ihres Vaters.

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Fragmente 1.12 – Die geheime Tür

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Was bisher geschah:

Fragmente 1.0 – Anne / Fragmente 1.1 – Aufbruch

Fragmente 1.2 – Anruf aus der Vergangenheit / Fragmente 1.3 – Raoul

Fragmente 1.4 – Ein neuer Traum / Fragmente 1.5 – Gefahr droht

Fragmente 1.6 – Verborgene Wahrheit / Fragmente 1.7 – Ein Rätsel kündigt sich an

Fragmente 1.8 – Die Warnung / Fragmente 1.9 – Das Räsel

Fragmente 1.10 – Der Stein der Wahrheit /Fragmente 1.11 – Eine Aufgabe aus dem Traumland

„Sandra, ich bin so froh, dass Du da bist!“ brach es aus Anne heraus und Sandra nahm ihre Freundin tröstend in ihre Arme. Anne konnte sich nicht erinnern, was geschehen war. Es gab da ein schwarzes Loch, in das sie nicht blicken konnte. Sie versuchte die Erinnerung zu aktivieren und erzählte Sandra, wie sie bei Ihrem Vater war und dass sie den Code von Raouls Nachricht geknackt hatten. Sie erinnerte sich auch noch daran, dass sie sich mit Ihrem Vater gemeinsam ins Auto setzte, aber dann riss der Film in ihrem Kopf ab.  Auch Sandra kannte keine Details zum Unfall und konnte Anne nicht helfen, die Lücken zu füllen.

Die Tür öffnete sich und die Ärztin trat ins Zimmer. Anne erkundigte sich nach ihrem Vater. Er war weiterhin stabil und sein körperlicher Zustand besserte sich allmählich, allerdings war er noch nicht aus dem Koma erwacht und die Ärztin konnte auch nicht sagen, wie lange die Bewusstlosigkeit noch anhalten würde. Es könnte Stunden, Tage, Wochen, ja sogar Jahre dauern und vielleicht würde Ihr Vater nie mehr erwachen. Anne war einerseits froh, dass er sich langsam  von seinen Verletzungen erholte. Aber der Gedanke daran, dass ihr Vater vielleicht nie mehr erwachen würde, machte sie unendlich traurig!

Anne musste noch zwei Tage zur Beobachtung in der Klinik bleiben. Am Tag vor ihrer Entlassung erhielt Anne Besuch von Inspektor Trost. Er erzählte ihr, dass die Polizei den Wagen genau untersucht hatte und sich dabei herausstellte, dass die Bremsleitungen durchtrennt worden seien und der Wagen deshalb ausser Kontrolle geriet. Anne war sich sicher, dass dies die gleichen Leute gewesen sein mussten, die auch Nick ermordet hatten. Wie ein Boomerang, der wieder zu seinem Werfer zurückkehrte, wurde Anne vom Bewusstsein eingeholt, dass sie in Gefahr war.

Als Anne das Krankenhaus verlassen konnte, wurde sie von Sandra abgeholt und Anne bat sie, zuerst im Museum der Völker, wo der besagte Stein ausgestellt war, Halt zu machen. Im Museumsshop kaufte sich eine Replik des Kartensteines und um zu überprüfen ob er wirklich originalgetreu war, verglich sie ihn mit dem ausgestellten Stein in der Vitrine. Die Kopie schien wirklich bis ins Detail identisch. Die Farbe varrierte leicht, aber das erschien Anne nicht wichtig. Viel wichtiger war, dass die eingeritzten Linien und Formen übereinstimmten.

Auf dem Heimweg erzählte Anne Sandra auch von ihrem Traum, in dem ihr Raoul und ihr Vater begegnet waren. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an das, was ihr Vater ihr gesagt hatte. „Sandra! Wir müssen zum Haus von Paps!“ rief sie, doch Sandra versuchte ihr das erst auszureden, denn sie sollte sich noch etwas ausruhen, hatte die Ärztin Sandra ans Herz gelegt. Doch Anne liess nicht locker: „Bitte fahr da hin! Ich muss unbedingt überprüfen, ob das was ich im Traum erfahren habe wirklich stimmt!“.

Sandra willigte widerwillig ein und fuhr zum Haus von Annes Vater. Die beiden stiegen aus und Anne kramte in ihrer Handtasche nach dem Hausschlüssel. Sie schloss auf und die Tür öffnete sich mit einem lauten Quietschen. Eine unheimliche und irgendwie traurig erscheinende Stille umfing die Beiden, als sie den Flur des Hauses betraten. Die Sonne warf Lichtbündel durch die Fenster in denen sich aufgewirbelter Staub reflektierte. „Komm mit!“ sagte Anne und packte Sandra an der Hand. Sie gingen die Treppe hoch in den ersten Stock und öffneten die Tür zum Arbeitszimmer.

Die Wände des Raumes waren komplett mit Bücherregalen zugestellt, einzig das Fenster war frei ersichtlich. Davor stand der grosse alte Schreibtisch, unter dem Anne schon als Kind herumgekrabbelt war. Wie damals legte sie sich vor dem grossen Möbelstück auf den Boden und untersuchte die Unterseite der Schubladen auf der rechten Seite. Tatsächlich schien dort etwas befestigt zu sein. Es fühlte sich an wie ein flaches Fach aus Holz, dass unten an den Boden der  Schublade geklebt zu sein schien. Anne betastete es mit den Händen um einen Mechanismus zu finden, der Zugang zum Inhalt bot. Aber das Fach schien von allen Seiten stabil geschlossen zu sein und Anne fand nichts, womit es sich öffnen liesse. „Vielleicht wurde es durch den Boden der Schublade von oben geöffnet?“ fragte Sandra und Anne nickte.

Sie versuchte die Schublade zu öffnen, aber diese war abgeschlossen. Verzweifelt suchte Anne nach dem Schlüssel dazu, doch dann erinnerte sie sich daran, dass ihr Vater diesen immer an seinem Schlüsselbund trug. Er hatte ihn sicher auch beim Unfall dabei und vermutlich lag er noch  im Wrack des Autos . Anne überlegte fieberhaft und plötzlich kam ihr die rettende Idee: „Im Archiv! Es gibt einen zweiten Schlüssel dazu im Archiv!“ Sandra wurde von Annes Euphorie angesteckt: „Wo ist dieses Archiv?“. „Hinter der Tür rechts von uns!“ antwortete Anne. Sandra schaute sich um und konnte keine Tür entdecken. Das waren nur Bücherregale.

Anne erklärte ihr, dass ihr Vater aus Platzgründen ein Bücherregal vor die Tür des Archivs gestellt hatte. Durch einen kleinen versteckten Hebel konnte man die Fixierung lösen und das Bücherregal auf kleinen Rollen, die an der Unterseite des Gestells versenkt angebracht waren, von der Tür wegziehen. Ihr Vater hatte diese Vorrichtung selbst gebaut und war ganz stolz darauf. Als Kind liebte es Anne, sich in diesem Archiv zu verstecken. Für sie war es eine magische Tür, die in ein geheimes Versteck führte, wohin sie sich gerne zurück zog.

Anne griff in das besagte Büchergestell, ertastete den Hebel und ein leises Klacken signalisierte ihr, dass sie erfolgreich war. Mit einer schwungvollen Bewegung zog sie nun das Regal von der Wand weg und es gab die versteckte Türöffnung frei. Sandra stiess einen anerkennende Pfiff aus und die Beiden schlüpften hinter das Regal. Nun standen sie in einem fensterlosen Raum der mit vielen Regalen, Kartons, Kistchen mit Karteikarten und allerlei seltsamen Gegenständen angefüllt war. Anne ging zu einem Regal, nahm eine kleine Schatulle heraus und öffnete sie. Tatsächlich fand sie darin auch den Schlüssel zu den Schreibtisch-Schubladen und hielt ihn mit einem triumphierenden Lächeln hoch. Die beiden Frauen fühlten sich wie Entdecker, die gerade den Fund des Jahrhunderts freigelegt hatten und lachten sich fröhlich zu.

Plötzlich ertönte ein Splittern von Glas im Flur unten im Parterre. Die beiden Forscherinnen hielten ihren Atem an und lauschten angestrengt. Nach einem kurzen Augenblick quälender Stille konnten sie nun das Quietschen der Haustür hören. Anne und Sandra starrten einander fassunglos an. „Jemand bricht ein!“ flüsterte Sandra Anne erschrocken zu. „Schnell! Die Geheimtür! Wir schliessen sie, verstecken uns hier drin und rufen von hier aus die Polizei!“ rief nun Anne und spurtete zur Tür um das Bücherregal wieder in seine Ausgangslage zu ziehen. Auf der Treppe in den ersten Stock waren Schritte zu hören und Anne kombinierte blitzschnell dass sie sich beeilen musste, um die Tür rechtzeitig zu schliessen.

Es gab eine Öffnung in der Rückwand des Regals in die man greifen konnte, um das Büchergestell zurück zu ziehen. Anne griff zu und zog kräftig daran, doch das Regal bewegte sich keinen Milimeter. Nun wurde Anne von Panik gepackt und kalte Schweissperlen traten ihr auf die Stirn. Die Schritte kamen immer näher und Anne wusste, dass ihr nur noch Sekunden blieben, um die Tür zu schliessen. Hinter sich hörte sie Sandras Atem, der immer schneller ging und sie spürte, dass ihre Freundin kurz davor war,  loszuschreien. Sie blickte kurz zurück und flüsterte „Ich habs gleich! Nur keine Panik“, dabei war Anne selbst kurz davor, vor Angst durchzudrehen. Mit zitternder Hand versuchte sie erneut, das Regal wieder zurück auf seinen Platz zu ziehen. Die Schritte waren nun vor der Tür des Arbeitszimmers zu hören und Anne konnte sehen, wie die Türfalle herunter gedrückt wurde.

Annes Finger ertasteten den kleinen Hebel an der Wand des Regals und wieder klickte es leise. Anne riss sich zusammen und zog erneut am Büchergestell, das die beiden Frauen vor den Augen der Einbrecher verbergen sollte.

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